Lange suchte Steffen Schulze nach einer Alternative zum Gas – Jetzt ist sie in Amberg in Betrieb

Jährliche Einsparungen von jeder der drei Heizanlagen: 500.000 Kilowattstunden und 70 Prozent CO2-Reduktion gegenüber 1990. Diese Zahlen sind keine Zukunftsvisionen, sondern bereits Realität. Wo? Beim Wohnungsbau und Siedlungswerk Werkvolk in Amberg.

Der Macher dieses Projekts, das für den Umweltpreis der Stadt nominiert werden könnte, ist ein Mann aus der Chefetage des Unternehmens und eigentlich Heizungsbauer. Mit seiner Idee, die Mietwohnungen von Werkvolk von der Sonne heizen zu lassen, wurde er zunächst belächelt. Jetzt hat er bereits die größte Solaranlage der Stadt gebaut, weitere folgen.

Steffen Schulze (62) ist seit 2021 der Technische Vorstand des genossenschaftlich agierenden Unternehmens, das in der Hans-Thoma-Straße nahezu von den Wohnblöcken, die es für seine Mieter errichtet hat, umzingelt ist. Schulze kommt eigentlich aus Leipzig, lebt aber seit 1989 in Amberg, seit 1992 arbeitet er beim Werkvolk. Seit er an der Hochschule in Würzburg das berufsbegleitende Studium in Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik absolvierte, wurde dieses Thema zu seiner Leidenschaft.

Energiekrise gab den Anstoß zur Umsetzung

Und spätestens seit Beginn der Energiekrise treibt ihn die Idee um, das teure Gas für die Heizungsanlagen durch die weit günstigere und umweltschonende Sonnenenergie zu ersetzen. „Wir hätten die Gaspreise 2021 eigentlich um das Dreifache anheben müssen. Ich habe aber viele Mieter, die mietpreismäßig am Limit sind!“

Also suchte er nach einer Lösung, wie Gas umweltschonend ersetzt werden könne. Den Anfang machte er mit einer Hybridheizung in der Kaulbachstraße Hausnummer eins bis drei. 2,2 Millionen Kilowattstunden verbrauchte die alte Gasbrennwert-Kesselanlage.

Schulze ließ nun eine neue Hybridheizanlage mit vier Niedertemperatur-Gasbrennwertkesseln und einer 300 Quadratmeter großen Solarkollektorfläche auf dem Dach bauen. Die Zwischenspeicherung dieser Energie erfolgt in 10.000 Liter Pufferspeichern, die direkt neben dem Gebäude stehen.

Auftrag war für Unternehmen Neuland

Als Partner hatte er sich die Heizungsbaufirma Tschirner ins Boot geholt. Für das ortsansässige Unternehmen war aber eine Anlage mit einer solchen Regelungstechnik Neuland. „Entscheidend war, die Rücklauftemperatur runterzubringen“, nannte Schulze das Hauptproblem.

Irgendwann gelang es aber in Zusammenarbeit mit einem ambitionierten Mitarbeiter der Firma Dietrich-Scheuerle eine Optimierung der Regelungstechnik. Die Absenkung der Rücklauftemperatur der Fernwärme von über 60 Grad auf schließlich unter 40 Grad war geschafft. Der Wirkungsgrad der Solaranlage wurde somit entscheidend erhöht. Jetzt steigerte sich die jährliche Energieeinsparung, stieg auf insgesamt 500.000 Kilowattstunden, also 22 Prozent.

Finanzierung verlief erfolgreich

Der Durchbruch war gelungen. Die Gesamtinvestition von 525.000 Euro, die mit 155.000Euro gefördert wurde, hat sich gelohnt, sie wird sich in wenigen Jahren amortisieren.

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„Wir werden das vom Werkvolk gesteckte Ziel einer CO2-Reduktion um 75 Prozent im Jahr 2026 erreichen“, prognostiziert Schulze. Jetzt liege man bei 70,3 Prozent, sagt er. Gesetzlich gefordert sind 65 Prozent bis 2030. „Mein Ziel ist, die 75-Prozent-Marke spätestens bis 2026, wenn ich in Ruhestand gehe, zu knacken“, wünscht sich Schulze.

Weitere Projekte

In Betrieb: Bereits fertig und seit April 2024 in Betrieb ist die zweite Hybridheizanlage. Sie steht in der Hans-Thoma-Straße 1, hat eine um 50 Quadratmeter größere Solaranlage und einen Pufferspeicher mit sogar 15 000 Litern. Sie versorgt ebenfalls 250 Wohneinheiten.

In Planung: Die dritte Anlage, identisch mit der in der Hans-Thoma-Straße, wird gerade in der Spitzwegstraße 7 geplant und voraussichtlich 2025 gebaut.

Quelle: Lange suchte Steffen Schulze nach einer Alternative zum Gas – Jetzt ist sie in Amberg in Betrieb (mittelbayerische.de)

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